Möwenklecks und Muschelkuß
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Auszug:
Endlich allein…
Eine muntere Badegesellschaft, mit Strandkorbnachbarn, die ihr ganzes Leben in den rieselnden Sand hinein erzählten, spielenden Schippchenkindern und erfrischendem Badespaß, war eine schöne Sache.
Doch ganz allein am Wasser entlangzuschlendern und die Gedanken von den Wellen schaukeln zulassen, zeigte ganz andere Möglichkeiten auf.
Vor allem konnte man dabei alle alten, verknoteten und verknitterten Lebensumstände vom Meer wegtragen lassen und ganz neue Einsichten gewinnen.
Aus diesem Grunde hatte sich Daria von ihrer Familie entfernt.
Denn vor lauter Alltagsgeschehen konnte es einer Mutter von drei putzmunteren Kindern passieren, daß sie sich selbst vergaß.
„Mami, der Jörg hat mir meine schönste Muschel geklaut! Sage ihm, er soll sie wiedergeben…
Iiii! Ich bin schon wieder voller Teer an den Füßen, womit soll ich das abmachen…
Jetzt habe ich schon wieder ein Brötchen mit Leberwurst erwischt, ich möchte aber eins mit Schinken…
Mir ist kalt! Ich war zu lange im Wasser, warum hat mich keiner gerufen…
Daria, weißt du, daß du dich ganz schön fett hier im Strandkorb machst…?“
Das war der liebevolle Kommentar ihres Ehemannes und somit der Gipfel des Familienterrors. Da sie schrecklich darunter litt, daß sie nicht gerade die windschlüpfrige Figur einer Gazelle besaß, nahm sie nur stumm ihr Handtuch und trat als beleidigte Leberwurst den Weg in die Einsamkeit und Weite des Strandes an.
Ihr Blick sprach Bände und traf alle in Mark und Bein, doch konnte man so schnell das Geschehene nicht rückgängig machen.
Als überzeugte Mutter und Hausfrau hatte sie bei dieser Hammelherde und dem quengeligen Ehemann eigentlich eine Engelsgeduld und war belastbar wie ein Muli.
Aber Engel fliegen weg, wenn man an ihren Flügeln zu sehr zieht und zerrt. Und Mulis träten kräftig aus, wenn man sie zu schwer belädt.
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