wöchentliche Kolumne

Bild von Brigitte Koischwitz

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Leute, die schon ein bisschen in die Jahre gekommen sind, hört man oft, “früher war alles anders“ jammern.

Da kann man nur antworten ja und nein. Aber ein bisschen stimmt es doch. Denn wenn ich an vergangene Grillabende denke, wo ordentlich Würstchen, Kammkottelets und Schweinebauch lustig vor sich schmurgelten und einem schon mal kleine Fetttropfen am Kinn herunterliefen, wenn man solch knuspriges Stück Bauchspeck wegschmeckte, dann ist alles etwas anders geworden. Denn nicht nur in den Regalen der Supermärkte hat die vegane Ernährung um sich gegriffen, nein auch im näheren Freundes- und Bekanntenkreis. Und wenn du da in fröhlicher Runde um das dampfende Grill zwei überzeugte Veganer sitzen hast, ist die Stimmung doch etwas gedämpft und jedes Stück von der Wurst was du dir genehmigst, begleitet ein Hauch schlechtes Gewissen. Und nicht nur weil du die beiden beneidest, dass sie es geschafft haben, sich von dem weltweiten Fleischwahnsinn befreit zu haben, nein auch weil du dich an die Berichte im Fernsehen über schlechte Tierhaltung und überhaupt die Belastung der Welt, der Luft und allem, erinnerst.

Kein Wunder also, dass auch auf unserem Grill neuerdings mehr Gemüse zu finden ist. Ein paar mit Käse gefüllte Pilze, kleine Paprikaschoten und gegrillte Obergienen füllen auch den Magen und auch dazu schmeckt ein kühles Bier oder ein guter Rotwein. Na gut, ein kleines Würstchen war auch dabei. Aber man merkt schon in diesen Haushalt ist eine Gewisse Zurückhaltung eingezogen. Und um das Maß voll zu machen, meinten der liebste Mann und ich, wir müssten mal, weil es ja auch hier und da im Körper ziept, über gesünderes Essen nachdenken. Diesbezüglich ist das Internet sehr dienlich. Von allem was uns dort berichtet wurde bist du anschließend sehr verwirrt. Doch letztendlich haben uns dann die Haferflocken überzeugt. Dieses kleine unscheinbare graue Etwas bietet dem Körper alles was er braucht: Viele Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe, Eiweiß, B-Vitamine, Phosphor, Magnesium, Zink, Eisen Kupfer, Selen. Es gäbe noch eine Menge mehr aufzuzählen, aber das führte hier zu weit.

Kurzum handelt es sich hier um ein lebenserhaltendes Lebensmittel, dem wir bisher keine große Beachtung geschenkt hatten. Mit diesen neuen Einsichten reifte der Entschluss: „ab morgen wird alles anders“. Solche Schwüre kennen Raucher und Übergewichtige zur Genüge, sie umzusetzen ist eine andere Seite. Doch hier wurde die Geschichte gleich in die Tat umgesetzt. Im Supermarkt erregten wir bei Leuten, die uns begegneten Erstaunen aus, als wir in unserem Wagen einen riesigen Karton, mit gleich fünfzehn Tüten Haferflocken herumkutschierten.

Am nächsten Morgen war es dann soweit, der liebste Mann an meiner Seite hat sich alles für ein gesundes „Porridge“ bereitgestellt und uns diesen „Haferbrei“ gekocht. Eine schnelle Angelegenheit, denn nur drei Minuten dauert das Kochen, dann noch ein paar Kleinigkeiten dazu, wie Zimt, eine Prise Salz und ein Hauch Honig nach Belieben. Das hört sich hier gut und einfach an. Einfach ist es schon, aber gut, da trennen sich die Geschmäcker. In meinem Schüsselchen landete ein dicker, zäher Brei, ähnlich wie Tapetenkleister, der keinesfalls meine Begeisterung finden konnte. Mein liebstes Gegenüber war da ganz anderer Meinung, „das gibt es jeden Morgen“, er verputze die Geschichte in Sekunden weg und meinte „es ist gesund und gesund schmeckt nicht immer gut, das ist wie mit Medizin, die helfen soll!“ Also gönnte ich mir löffelweise eine kleine Portion nach der anderen, allerdings mit verzerrter Mine, denn mir klebte der Brei am Gaumen, blieb klebrig auf der Zunge, war alles andere als ein geschmackliches Wunder. In meiner Verzweiflung schnitt ich mir zwei saftige Nektarinen in den Brei und schon rutschte die Geschichte ganz anders. Jetzt wird das schon seit drei Tagen durchgezogen, vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich fühle mich irgendwie besser. Vielleicht sind sie doch ein kleines Wunder, diese kleinen gräulichen unscheinbaren Flocken. Man wird sehen, was ich nach ein paar Wochen berichten kann. Vielleicht halten wir länger durch, als die Raucher und die mit der Diät zum Abnehmen!