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Wo in den letzten Vorhersagen bereits ab 1000 Meter Höhe Schnee fallen soll, macht sich schnell eine sommerliche Gänsehaut breit, werden die Kissen von den Gartenstühlen rasch reingeholt.
Da ist Eiskaffee passè, gibt es heißen Tee mit Ingwer, Anis und dazu, wer hätte das gedacht, den ersten weit hin duftenden Spekulatius. Während dunkle Wolken drohend ihre Bahnen ziehen und ziemlich kalte Lüftchen um die Häuserecken streichen, mausert sich manch Sofaecke zum kuscheligen Paradies! So versorgt sucht man nach Unterhaltung. Und schon zappt man wie wild die Programme rauf und runter, auf der Suche nach einer Liebesschnulze, oder irgendeiner lustigen Schmonzette. Doch was flimmert da über den Bildschirm: „die Rosenheimkops“ alle Staffeln zum fünften Mal aufgewärmt und lau serviert, dazu weitere Reihen seichter Krimis mit dem original gleichen Text, “wo waren sie zur Tatzeit“ und „mit wem haben sie ein Verhältnis?“ Bei so viel grauslichem Geschehen, möchte man sich glatt die kuschelige Decke über die Ohren ziehen. Aber als Sonnenstrahl in diesem düsteren Geschehen, warten diverse Kochsendungen auf dich!
Eh du dich versiehst bleibst du in deiner Verzweiflung bei der „Küchenschlacht“, oder in „das perfekte Diner“, oder „Mein Lokal dein Lokal“, hängen. Und eben weil draußen alles grau erscheint, aber dort viel Buntes geschnippelt und gebrutzelt wird, erwacht in dir die Küchenfee und du beginnst tatsächlich leckere Rezepte aufzuschreiben, um dir den Nachmittag zu erhellen. Schon sehr bald steht der Speiseplan für die nächsten Tage fest: Lachstatar mit Kartoffel-Avocado-Gurke, Flanksteak mit Pave – Ratatouile, usw., alles Gerichte nur vom Feinsten. Doch um mit diesen Rezepturen a la „Bel Cousine“ Schritt zu halten, reichen deine heimischen Vorräte nicht. Da gähnen dir vielleicht ein paar einsame Nudeln, etwas Reis, Kartoffeln und ein paar landläufige Gewürze aus deinen Schubladen entgegen.
Um dieses feine Essen zu kreieren, musst du dich schon mal vom Sofa rollen. Dies wurde sofort in die Tat umgesetzt! Ich glaube wir hatten noch nie einen solch langen Zettel. Am Ende der Einkaufstour waren wir total erschöpft. Schon beim Einladen ins Auto wurde klar, heute jedenfalls bleibt die Küche kalt. Nicht zuletzt, weil uns ein recht würziger Duft von einem nahegelegenen Würstchenstand in die Nase fuhr. Wie am Faden gezogen lenkten wir unsere Schritte zu jener Freiluftküche: “Zweimal Currywurst mit Pommes, rot weiß“, lautete unsere Bestellung! Wer das liest, denkt, oh welch tiefer Fall. Ist aber nicht der Fall! Speziell die „Currywurst“ ist total gesellschaftsfähig und steht hoch im Kurs. Gerät mancherorts sogar zu weltweiter Berühmtheit, wie beispielsweise die legendäre Currywurstbude am alt bewährten Standdort unter der Hochbahn am Prenzlauer Berg in Berlin. „Kanopke‘s Imbiss“ ist total im Trend! Bis zu einer Stunde Wartezeit und bitte im Stehen, nehmen die Feinschmecker dafür in Kauf, um an diese Köstlichkeit zu gelangen. Also schließe ich die Augen, denke ich sei an der prominenten Bude in Berlin und genieße die Wurst, da bin ich doch auch nah an „Bel Cousine“!