Eine Nutzung dieses Textes – welche Art auch immer – bedarf der schriftlichen Zustimmung unseres Verlages.
Obwohl der Frühling meteorologisch bereits begonnen hat und reichlich Vogelgezwitscher dies dokumentieren, hat das Wetter seinen ganz eigenen Willen und präsentiert sich als absolutes Sauwetter. „Warum Sauwetter“, habe ich mal angefragt und da wurde mir von einem Jäger erklärt: „Dabei handelt es sich um Schmuddelwetter mit viel Regen, der Boden wird aufgeweicht, somit ein Fest für die Wildsau, um sich pudelwohl im Schlamm zu wälzen. Also mein Gefühl reagiert da ganz anders. Wenn draußen Regen heftig gegen die Fensterscheiben klatscht und wilde Böen der Eibe die Krone durcheinanderschütteln, dann rutsche ich auf meinem Sofa tiefer in die Kissen und strecke mich wohlig aus, denn hebt es doch die Gemütlichkeit, mit diesen Naturgewalten draußen nicht zu kämpfen. Doch wie der liebste Mann an meiner Seite und ich sich diesem Gefühl bei einem ausgiebigen Frühstück gerade hingeben und froh darüber sind, bei solch nassem Inferno nicht raus zu müssen, klingelt plötzlich das Telefon.
Gespannt wurde der Hörer abgenommen und plötzlich kam Leben in das traute Heim. Ein sogenannter Lottogewinn wurde uns beschert. In einer Facharztpraxis hatte jemand von jetzt auf gleich den Termin abgesagt und wir standen auf besagter Warteliste. Da fällt dir just die Gabel aus der Hand, denn hier ist Schnelligkeit gefragt und die ist bekanntlich keine Hexerei. In solch prekären Momenten heißt es die Gedanken zusammenhalten. Tasche packen mit Gesundheitskärtchen, Portemonnaie, Tempotaschentücher, nun womit man sich halt versorgt, wenn man unterwegs ist. Ich stand schon sozusagen in der Tür, da beschloss ich eine andere Jacke anzuziehen. Der Liebste stand schon vor der Tür und rief: „Lass das, du siehst gut aus“, doch ich meinte, mir wäre kalt. Blitzartig hatte ich mich umgezogen, jener jedoch mahnte abermals zur Eile: „Mach schnell!“ Ich machte schnell und zog die Tür hinter mir zu und los ging’s. Ging’s nicht!
Denn nach zwei Schritten bemerkte der Gatte, „du hast den Autoschlüssel!“ Hatte ich aber nicht, denn selbiger befand sich in Jacke Nummer eins, samt Haustürschlüssel! Mit anderen Worten wir hatten uns ausgesperrt, Haustür und Auto waren fest verschlossen. Da fühlst du dich wie ein Vögelchen, was aus dem Nest gefallen ist. Und während dicke Tropfen auf dein Haupt herniederprasseln, sitzt das Schicksal kichernd in der Ecke. Kein berauschendes Gefühl, denn von jetzt auf gleich waren wir dem Sauwetter ausgeliefert, nix mehr mit kuscheln in der Decke. Um das Maß voll zu machen legte der Regen auch noch mit kräftigem Guss eine Schippe drauf. Im wahrsten Sinne des Wortes eine bedröppelte Situation. Doch schon nach Augenblicken der Ratlosigkeit begann das Ideenkarrussel zu rattern. Und da fiel uns ein, dass bei der Nachbarin noch vom letzten Katzenfüttern ein Schlüssel lag. Das war unsere Rettung und wir sind dankbar, dass wir so liebe Nachbarn haben.
