wöchentliche Kolumne

Bild von Brigitte Koischwitz

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Meine Güte, sie sind nicht mehr zu zählen, die Programme, in denen mit feinsten Zutaten gekocht, gebrutzelt und angerichtet wird.

Wie etwa: „In Himalaya Salz gebeizter Lachs auf schottischem Wildreis, an Champagnercreme, mit in Nussbutter geschwenkten Garnelen garniert!“ Ach es wird geschwelgt, abgeschmeckt, präsentiert und jeder möchte von all diesen Köchen der Beste sein. Doch bei allem bleibt uns nur zu glauben, was da so wohltuend über den Gaumen schwirrt! Denn als sogenannter Zaungast beim Fernsehen, können wir leider nichts riechen und schon gar nicht bei den Geschmackssinfonien mitsingen, die da über manche Zunge trällern. Obwohl wir zwar nur am Rande stehen, bleibt uns ja die Möglichkeit, die Rezepte in unsere bescheidene Küche zu holen, um dann wenigstens die Geschicklichkeit mit dem Messer, die da so eins, zwei, drei, fix hingezaubert wird, nachzuspielen. Jedes Mal, wenn in Windeseile eine Zwiebel exakt in absolut klitzekleine, gleiche Würfel zerteilt wird, ohne dass das Messer auch nur einmal die Finger trifft, fetzt es mich vor Bewunderung hin. Hut ab, das ist Schnippel-Ballett in reinster Form. Und eben weil mich das so fasziniert, juckte es mir in meinen mehr ungelenken Fingern, es den Zauberköchen einmal gleichzutun. Dazu kommt noch, dass trotz all dieser feudalen Gerichte, meine Lieblingsspeise Bratkartoffeln sind. Dazu werden reichlich Zwiebeln in kleinen Würfeln benötigt, also eine gute Gelegenheit für mich, mein Können zu zeigen. Angeregt von der Eleganz der Meisterköche, habe auch ich das Messer mit ziemlichem Tempo angesetzt. Doch wurde mir dieses recht bald zum blutigen Verhängnis. Schnitt eins, zwei, drei ging noch gut, doch bei Schnitt vier rammte ich mir das Messer in meinen zarten Zeigefinger.  Messer und Zwiebel flogen rechts und links vom Brett und ich vom Stuhl. Schmerzverzerrt taumelte ich durch die Küche und griff hilfesuchend nach einem Blatt der Küchenrolle, um erst einmal den roten Lauf zu stoppen.

Als ich mich ein bisschen beruhigt hatte, wollte ich mit der Wundversorgung beginnen. Kurzum ein kleines Pflaster über den Finger kleben. Weiß Gott Kein dolles Unterfangen, dazu muss man wahrlich nicht den Notdienst rufen. Aber ich war kurz davor! Denn so ein Pflaster, wird nicht jeden Tag benutzt und liegt meistens, wie auch hier, wohlverpackt in einer Schublade. Allein an ein einzelnes Exemplar zu gelangen, grenzt schon an eine Meisterleistung, denn nur mit einer Hand, ist jegliche Geschicklichkeit total eingegrenzt. Schließlich ein einzig kleines Pflaster aus seiner hauteng umschlingenden Behausung zu pulen, ist ein Balanceakt ganz eigener Art und eine derart kniffelige Sache, die mit blutendem Finger, ganz besondere Brisanz erfährt. Getragen von der Hoffnung die schlimme Verletzung bald in den Griff zu kriegen, wird tapfer weiter geknibbelt und gefummelt bis endlich ein kleiner rosa Verband die Wunde umschließt. In solch einem Fall hilft dann wirklich nur noch eine große Portion Bratkartoffeln, um sich von diesem sanitären Einsatz erst mal zu erholen.