wöchentliche Kolumne

Bild von Brigitte Koischwitz

Eine Nutzung dieses Textes – welche Art auch immer – bedarf der schriftlichen Zustimmung unseres Verlages!

„Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“, ein Buch von Klaus Kinski, dies war mir ein Begriff.

Aber wie da neulich in der Zeitung etwas von einem „Erbeermond“ gesprochen wurde, war ich doch etwas verwirrt, hatte ich doch noch nie davon gehört. Und schon hatte es mich neugierig gemacht. Der Mond wird allerdings nicht wegen der Farbe der Früchte so genannt, sondern weil er zu der Jahreszeit erscheint, indem die Erdbeeren ihre Hochzeit haben. Diesmal aber sollte er dazu noch derart kräftig gerötet sein, hieß es, wie seit 18 Jahren nicht mehr. Als ich das las, war mir klar, das durfte ich nicht verpassen. In der Nacht zum Donnerstag sollte sich dieses Schauspiel ereignen. Also stellte ich mir den Wecker zu 23 Uhr, damit ich es auch nicht vergessen konnte. 23 Uhr deshalb, weil da der Mond am südlichen Himmel in extremer Größe zu sehen sei. Aber wie das mit den Tagen so ist, manchmal geht man früh oder spät zu Bett. An diesem Tag hatte mich der Garten erschöpft und ich lag schon gegen neun im Bett.

Als um elf der Wecker klingelte, musste ich mich in meiner Schläfrigkeit erst einmal erinnern, warum das Ding da lärmte: „Erdbeermond“! Aber wie das  halt sein kann, konnte mich in meiner tiefen Müdigkeit nicht einmal solch eine absolute Sensation aus den Federn reißen. Also drehte ich mich auf die Seite und schlief weiter. Eine liebe Nachbarin schilderte mir gleich am nächsten Morgen voller Begeisterung und in epischer Breite, was sie da Wundervolles erlebt hatte und ich ärgerte mich, was ich verpasst hatte. Aber nun, der Mond geht ja wohl auch noch am nächsten Abend auf. Und richtig diesmal blieb ich hellwach und gegen 23 Uhr am nächsten Abend hatte ich Glück, der „Erdbeermond“, zeigte sich nochmal in voller Schönheit. Ich war völlig fasziniert von seinem Anblick. Zudem stand ich draußen im Garten, rundum eine Stille, als hielt die Welt den Atem an. Auch ich traute mich kaum Luft zu holen bei diesem Anblick, diesem großen, ziemlich rötlich gefärbten Mond, als wolle er sich den roten Früchten anpassen. Von diesem Zauber konnte ich gar nicht genug kriegen. In mir keimte das Gefühl auf, diesen Anblick festzuhalten. Aber mir wurde klar, kein Bild, kein Film konnte wirklich dieses wundersame schwirrende, flirrende Gefühl von dem wundersamen Licht und der tiefen Stille wiedergeben. So blieb ich draußen sitzen und saß da noch, als schon ganz zart ein ganz neues Licht langsam am Horizont seine gräulichen Strahlen zeigte. Leicht fröstelnd ging ich ins Haus zurück. Dankbar, dass ich dieses herrliche Mondspektakel erlebt hatte, kuschelte ich mich in meine Kissen und schlief dann bis tief in den Morgen. Denn ich hatte schon ein paar Stündchen nachzuholen!