wöchentliche Kolumne

Bild von Brigitte Koischwitz

Eine Nutzung dieses Textes – welche Art auch immer – bedarf der schriftlichen Zustimmung unseres Verlages!

So ein Kühlschrank kann sehr schnell sein eigenes Leben entwickeln, insbesondere wenn wir mit leerem Magen losgehen und jede Menge Leckereien im Einkaufswagen landen.

Denn bekanntlich sind, wenn der Hunger nagt, die Augen größer als der Magen. In solchem Fall empfiehlt es sich dann Butter, Wurst und Käse alphabetisch und nach Verfallsdaten im Kühlschrank einzuordnen. Denn allzu schnell, kann sich ein einst gesunder, weißer Quark in einen aufregenden Miniregenwald für eine Generation lustiger Obstfliegen verwandeln. Auch kommt kaum Freude auf, wenn dir der Harzer-Käse schon beim Öffnen der Kühlschranktür entgegenläuft. Diesbezüglich ist es recht förderlich schon gleich beim Einkaufen die gute Brille aufzusetzen, damit man die Verfallsdaten fest im Auge hat. Wobei dies mitunter von großem Rätselraten begleitet wird.  Denn egal wie, sind diese Informationen stets versteckt angebracht und oft kaum zu finden. Da drehst du einen Fleischsalat hin und her, links und rechts und findest das Datum auf dem untersten Boden. Absolutes Sehtalent ist angesagt, wenn sich beispielsweise die ganze Geschichte in schwarz auf dunkelgrünem Grund befindet. Da fühlst du dich wie ein Trüffelhund auf Spurensuche.  Wer da gründlich bei jedem Stück fündig werden will, braucht schon ein gutes Stündchen, um den Einkauf zu bewältigen.

Manchem fehlt die Geduld dazu, oder wie mir das oft geht, ich denke im Moment nicht dran! Gedankenlos landet dann eben mal, „hups“, Wurst und Käse in meinem Korb. Bisher hatte ich Glück und ist eigentlich kaum abgelaufene Ware auf unserem Tisch gelandet. Doch vor ein paar Tagen packte mich das Bedürfnis alle Lebensmittel nach ihren Daten abzufragen. Was bei manchen Miteinkäufern nicht auf volle Begeisterung stieß. Besonders wenn du stundenlang vor dem Kühlregal in „Lesestarre“ verharrst, als hättest du dir grad, „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe, vorgeknöpft. Nun, dass dies aber auch wieder förderlich für alle sein kann, stellte sich an diesem speziellen Tag heraus. Dabei ging es um ein kleines Stück „Gorgonzola“, etwa 200 Gramm. Erstaunlicherweise gab es hier keine aufwendige Suche, denn das Datum stand groß und deutlich auf der Rückseite, auch ohne Brille war es sofort zu erkennen. Doch traute ich meinen Augen kaum, war das Stück schon drei volle Tage abgelaufen. Als erfahrener Kunde greift man sofort nach ganz hinten in den Karton. Zu meiner großen Überraschung befand sich auch darauf das gleiche Datum des Verfalls.  Ein Aufschrei meinerseits lockte das gesamte Personal des Supermarkts mit „L“ herbei. Zum guten Schluss forsteten wir gemeinsam das Käseregal durch und fanden eine Menge abgelaufener Ware. Man entschuldigte sich, doch ich kam ohne Käse zu Hause an!