wöchentliche Kolumne

Bild von Brigitte Koischwitz

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Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, ein blöder Spruch.

Aber es ist die plumpe Wahrheit. Und das berühmte Ende präsentiert sich speziell im profanen, täglichen Leben auf vielfältigste Weise, kann mitunter zu aufgewühlten Diskussionen führen, die ganze Familien auseinandertreibt. Da bist du gerade glücklich über eine ausgiebige Verdauung und willst zur Rolle greifen, doch jene ist leer, kein einziges Blatt weit und breit. Was in solchem Fall geschieht, da möchte ich die Einzelheiten hier ersparen. Denn so etwas kann zu absolut peinlichen Augenblicken führen, die nicht gerade gesellschaftsfähig sind und man selbst in fröhlicher Runde kaum zum Besten gibt.  In solch prekärem Fall wird der Betroffene seine Betroffenheit wahrlich nicht für sich behalten und gründlich im Familienkreis forschen, wer diesen mageren Rollenzustand verursacht hat. Da wird sich niemand freiwillig melden und deshalb bleibt manche „Tat“ im Dunkeln. Ähnlich verhält es sich beispielsweise mit der Tube Zahnpasta. Gestern noch prall gefüllt, hat sie täglich ordentlich Pasta gespendet. Aber grad langst du nach ihr, doch die Tube ist leer. Und egal, wie du auch Schränke und Schübe im Badezimmer durchwühlst, es findet sich nichts. Also nimmst du dir das alte Exemplar vor und beginnst, die fast „leere“ Tube, erneut zu beleben. Mit aller Kraft rollst du die ganze Geschichte noch einmal auf und streichst mit dem Griff deiner Zahnbürste jedes Mü an Paste in Richtung Öffnung. Tatsächlich quillt recht bald, aber langsam etwas von dem ersehnten Weiß heraus. Ziemlich in Schweiß gebadet, aber glücklich mit der Mundhygiene endlich beginnen zu können, trifft endlich Pfefferminzgeschmack die Zähne. Ausgiebiger als sonst wird ordentlich geschrubbt von links nach rechts und oben, unten, bis morgendliche Frische dich erfüllt.

Nach solch unglücklichem Geschehen steht selbstverständlich als Nummer Eins auf dem Einkaufszettel: „Zahnpasta“! Damit nicht so schnell wieder Mangel zu erwarten ist, beschließt man ein ganzes Dutzend als Vorrat einzukaufen. Tja und wie sich das meist im täglichen Einerlei entwickelt, im Supermarkt angekommen hatte ich alles dabei, Geldbörse, Handy, Autoschlüssel, nur den Zettel nicht. Hier galt es nun das fotografische Gedächtnis zu bemühen. Der Fülle nach, die sich am Ende auf dem Band zeigte und „piep, piep“ durch die Kasse zog, hätte man annehmen können, dass ich tatsächlich nichts vergessen hätte. Doch hier und da wurde gegrüßt und auch mal ein kleines Schwätzchen im Vorübergehen gehalten, was mich natürlich aus meiner Konzentration gerissen hat. Daheim angekommen, musste ich feststellen, genau die Nummer Eins, die so nötige Zahnpasta fehlte. Was am nächsten Morgen geschah, wage ich hier kaum zu schildern. Jedenfalls habe ich mir die eigentlich wirklich absolut leere Tube noch einmal vorgeknöpft und tatsächlich hat sie nach intensivem Krafteinsatz eine winzige Portion hergegeben. Das hat mir mal wieder gezeigt, man sollte nie die Hoffnung aufgeben!